Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Ende April fand der 10. Kongress der Jugendliga mit tausenden von nordkoreanischen Jugendlichen in Pyöngyang statt. Nach dem Kongress forderte Kim Jong Un die nordkoreanische Jugend in einem Brief dazu auf, gegen widerwärtiges, individualistisches und antisozialistisches Verhalten vorzugehen. Neben illegalem, ausländischen Film- und Musikkonsum sollen auch Frisur und Kleiderwahl der jüngsten Generation von Nordkorea kontrolliert werden, um sicherzustellen, dass sie ihr reines Gedankengut behalten können. 

Am 30. April 2021 veröffentlichten die nordkoreanischen Staatsmedien einen Brief von Kim Jong Un, der an die Jugendlichen des Landes gerichtet war. Darin forderte er sie dazu auf, gegen widerwärtiges, individualistisches und antisozialistisches Verhalten vorzugehen. Tausende dieser jungen Leute nahmen in den Tagen zuvor am 10. Kongress der Jugendliga vom 27.-29. April in Pyöngyang teil.

In seinem Brief sprach er davon, dass das «Gift, welches das Wesen des Sozialismus koreanischer Prägung gegenwärtig befleckt, die antisozialistischen und nichtsozialistischen Praktiken sind.» Die Jugendlichen, welche speziell von der Gruppe getrennt sind oder organisatorische Kontrolle hassen, sind schlussendlich in illegale und kriminelle Aktivitäten verwickelt.

Seiner Meinung nach wurde bei der Kontrolle der jüngsten Generation von Nordkorea versagt. Sie müssten als Parteimitglieder ideologisch reiner geformt werden, damit alle Nordkoreaner «innerhalb von 15 Jahren ein glückliches Leben führen können.» Sie sollten sich auf den Militärdienst und wichtige Rollen in den wissenschaftlichen und technischen Bereichen des Landes vorbereiten. Kim meint: «Überall auf der Welt, wo die heranwachsenden Generationen nur persönliche Ziele und Vergnügen suchen, sind nur unsere jungen Leute die Revolutionäre, die ihre Freude an Mühen und Prüfungen finden

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Er fordert die Funktionäre der Jugendliga auf, die Frisuren, Kleider und Sprache der Jugendlichen genauestens zu kontrollieren und sich auf abnormale Aktivitäten, psychologische Veränderungen und Anscheine eines exotischen Lebensstiles zu achten. Denn alles beginnt bei der Frisur und der Kleidung. Die nordkoreanische Bevölkerung wählt normalerweise den Haarschnitt aus einer von der Regierung genehmigten Liste mit Frisuren. Auch gegen ausländischen Slang beim Sprechen wird hart durchgegriffen.

Die Wahl der Mode mag für uns als Aussenstehende unbedeutend erscheinen. Um die eigene Staatsideologie und Macht beschützen, befindet sich Nordkorea jedoch in einem ständigen Kreuzzug gegen jeglichen ausländischen Einfluss. Die Logik dahinter ist simpel: Es fängt mit einem Haarschnitt an, geht weiter mit gewissen Lebensstilentscheidungen bis hin zu einer veränderten Sicht auf die Werte. Schlussendlich kann es dann zu den grundlegenden Fragen über Macht, Geld und Gesellschaftsstruktur kommen. 

Die neusten Blockbuster durch Bestechung

Auch gegen den Konsum illegaler ausländischer Medien könnte die Regierung jetzt wegen den Covid-19 dauerhaft abgeriegelten Grenzen härter vorgehen. Falls Nordkoreanerinnen und Nordkoreaner mit ausländischer Musik oder Filmen erwischt werden, kann Bestechung der Weg aus der Klemme sein. «Der Preis für Bestechung wird immer höher, aber die Leute wollen das Zeug sehen und finden irgendwie einen Weg», sagte Jonathan Corrado, ein Direktor für Politik bei The Korea Society.

Dass Kim Jong Un pingelig genau dafür sorgt, dass in jeder Hinsicht absoluter Gehorsam sichergestellt wird, lässt darauf schliessen, dass er unter unglaublichem Druck steht, meint Corrado. 

Es bleibt abzuwarten, ob der Brief seine Wirkung zeigen wird.

Scroll to top